HaNna KIM

“Boy” 120x70 cm, Öl auf Leinwand, 2018

“Forrest” 72,5x60,5cm, Öl auf Leinwand, 2018

“Flowerpot” 75,5x57 cm, Öl auf Leinwand, 2018

“Self-Portrait” 91x73 cm, Öl auf Leinwand, 2018

Hanna Kim (geb. 1981 Buyeo, Südkorea) ist Malerin und wurde in Korea ausgebildet. In ihrer Malerei verbindet sie Abstraktion und Gegenständlichkeit. Wie auf dem Bild 'Boy" von 2018 verschwimmen die Farben im Hintergrund wie in einem Aquarell, mit dessen Farbpalette Hannah Kim die Atmosphäre ihrer Bilder bestimmt. Die Unschärfe der Hintergrundkomposition spielt auf den Aspekt der Zeit an. Da wo Farbe verläuft, verstreicht Zeit. Sich erinnern heißt, das manches im dunkeln liegt oder verblasst. Hier setzt Hanna Kim ihre Farben an. Figuration und Gegenständlichkeit legt die Malerin über das traumhaft Hintergründige des Bildes. Ein Gummibaum wirkt als exotisches Sinnbild und ein Kind verkörpert das Spiel mit allen Möglichkeiten, ein Spiel, das sich den Regeln entziehen kann. Von der Kindheit wird gesagt, dass es ein Land ist, das lange zögert ehe es untergeht. Die Farben verteilt die Künstlerin auch graphisch und schafft Rätsel mit Farbflächen, die im Vordergrund keinem Licht und keinem Schatten dienen. In dem Bildgrund scheint die Suche nach einem einfachen, ursprünglichen Leben, das Kindheit auch symbolisiert. Hanna Kim verweist mit ihren Farben auf europäische Maler, die ihr Kolorit in Asien gefunden haben, die hier das Ursprüngliche suchten.

Frank Schablewski

“Eines Tages, als würde mich eine unsichtbare Kraft dazu treiben, nahm ich ein braunes Buch in die Hand, das in einer Ecke des Arbeitszimmers meines Vaters versteckt war. Der Einband war mit einem vergrößerten Gemälde verziert, das die Krönung von Kaiser Napoleon I. darstellte. Das Buch war voller Gemälde aus dem neunzehnten Jahrhundert.

Da ich eher an Bilder als an Worte gewöhnt war, war ich von dem Moment an, als ich es sah, völlig fasziniert und konnte meinen Blick nicht mehr davon abwenden. Seitdem habe ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand gelegt. Obwohl die Werke nur als kleine Bilder zu sehen waren, schien jede Szene vor Leben zu pulsieren. Vor allem konnte ich mich dem tiefen, geheimnisvollen Gefühl nicht entziehen, das die Farben in mir hervorriefen; es war, als würde ich durch die Tiefen eines unbekannten Ozeans schwimmen. In mir entstand der Wunsch, die schönen, reinen Gefühle dieser Zeit durch Farben wieder zum Leben zu erwecken.

Mit einem großen Hake-Pinsel habe ich Farbe horizontal und vertikal auf die Leinwand aufgetragen. Daraufhin habe ich Szenen aus dem Alltag nachgestellt und dabei dichotomische Kompositionen – Abstraktion und Figuration, Realität und Surrealismus – in einem einzigen Bild festgehalten.

Die Ausdrucksformen, die sich auf diesen abstrakten oder figurativen Oberflächen offenbaren, sind sowohl Reproduktionen des Alltags als auch meines emotionalen Raums, meines Selbstporträts. Eingefrorene Erinnerungen werden als tatsächliche Bilder und metaphorische Bilder rekonstruiert und schaffen so Zeit und Raum innerhalb des Gemäldes. Diese Zeit und dieser Raum zirkulieren mit ihren eigenen Geschichten und lassen das Gemälde als eine fortwährende Gegenwart fließen. Die rekonstruierten Bilder verkörpern meine Absicht, schöne mentale Bilder einzufangen, und sind Ausdruck meiner vollen kreativen Freiheit als Künstlerin.”

- Hanna Kim, 2025